Borkum, mein Borkum

Borkum ist sowas wie meine zweite Heimat. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht sagen, wie oft ich schon auf der Insel war. Mittlerweile dürfte ich zusammengerechnet schon Jahre auf der ostfriesischen Insel verbracht haben. Schon lange hatte ich ein Video im Kopf, das ich unbedingt umsetzen wollte. Nun ist es endlich fertig.

Wer schon einmal im Frühjahr auf einer ostfrischen Insel war, kann das Gefühl nachempfinden: An einem Frühlingstag, mit einer kleinen Brise im Nacken am Strand entlanglaufen und Energie tanken. Einfach die Ruhe genießen. Massentourismus gibt es hier nicht, vor allem nicht in der Nebensaison. An diesem Punkt ist das ganze Nordseegebiet gleich. Magisch, zu jeder Tageszeit.

Ich probiere auf meinen kleinen Ausflügen in den Norden immer viel rum. So kam es auch, dass ich die Idee für sogennante Timelapse-Aufnahmen hatte – besser bekannt unter dem Namen Zeitraffer. Timelapse-Aufnahmen oder Zeitraffer-Aufnahmen sind nichts anderes als einzelne Bilder, schnell hintereinander abgespielt. Wie Daumenkino, nur cooler.

Je nach Motiv werden mehr oder weniger Bilder gebraucht. Beispiel: Bei einer Landschaft reichen sechs bis zehn Bilder pro Minute. Bei einer Aufnahme von einer belebten Straße eignen sich 60 Bilder die Minute. Am Computer spiele ich die Bilder hintereinander ab und mache daraus einen kleinen Film. Vereinfacht gesagt, ich rendere das Bildmaterial. 25 einzelne Bilder ergeben eine Sekunde Film. So entstehen dann die Aufnahmen wie im Video. Fun Fact: Das vier Minuten lange Video besteht aus fast 6000 einzelnen Bildern.

 

Das Abendessen im Schnelldurchlauf

 

Meine ersten Timelapse-Versuche fanden vor einigen Wochen auf meinem Balkon statt, sehr zur Verwunderung meiner Nachbarn. Ich habe in der ersten Zeit ziemlich geflucht. Die unzähligen Einstellungsmöglichkeiten an der Kamera und dazu die sich wechselnden Lichtverhältnisse waren für mich komplett neue Herausforderungen. Aber das habe ich als Ansporn genommen und immer weitere Aufnahmen gemacht. Bald wurde das Abendessen, samt Schnibbelei, „zeitgerafft“.

Am Computer zeigten sich schnell die Fehler auf und ein weiteres Problem machte sich bemerkbar: Der Hardwarehunger der Bildbearbeitungsprogramme. Mein Rechner war eigentlich komplett ausreichend für sämtliche Video- und Bildbearbeitungen. Ich konnte mich nie beklagen. Die Zeit, die der Computer mit rendern verbrachte war relativ gering. Doch da habe ich noch nicht mit 4k-Bildern und Timelapse gearbeitet.

4k ist die Auflösung von 3840×2160 Pixeln. Komplette Abende habe ich mit Tutorials verbracht und mein Wissen immer weiter erweitert. Am Ende lief alles wesentlich schneller und ich konnte mich bald wieder auf die eigentliche Bildbearbeitung konzentrieren.

Mit dem neu angeeigneten Wissen stellte ich mich dann auf die Promenade und fing an, Fotos zu machen. Die Kamera hatte ich auf meinem Stativ befestigt und war nun mit einer völlig neuen Herausforderung konfrontiert. Es war wesentlich mehr Wind an der Nordsee als auf meinem Balkon in Köln oder in meiner Küche.

Die Kamera fing an, im Wind zu wackeln, und ohne eingeschalteten Bildstabilisator hatte ich wenig Hoffnung auf gute Bilder. Der Bildstabilistor muss ausgeschaltet sein, damit das Motiv und der Fokus des Bildes sich nicht ändern.

Ein weitere Komponente, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe, waren die Passanten, die ganz aufgeregt vor der Kamera stehen blieben und erwarteten, dass sie nun gefilmt werden. Ganz zu schweigen von tollpatschigen Menschen, die es tatsächlich geschafft haben, gegen das Stativ zu kommen. Wie zum Beispiel bei den Aufnahmen vom Katamaran.

Am Ende, beim Anlegen, bewegt sich das Bild plötzlich. Das war ein leicht angetrunker Herr der mir ein Gespräch auf aufgezwungen hat und mit seinem Fuß gegen das Stativ kam. Tödlich bei Aufnahmen, die davon leben, dass sie das gleiche Motiv über einen längeren Zeitraum zeigen.

Ich probierte also neue Bildausschnitte aus und positionierte mich an verschiedenen Orten auf der Insel. Immer auf der Suche nach dem perfekten Motiv für die Timelapse-Aufnahme. Das schwierige ist aber auch, dass ich teilweise über mehrere Stunden an der gleichen Stelle stand. Was ihr leider auf den Aufnahmen nicht sieht, ist die gähnende Langeweile die ich währenddessen hatte.

Einmal richtig eingestellt, muss ich die Kamera nämlich in Ruhe lassen und habe nur noch drei wesentliche Aufgaben: Die Akku-Laufzeit beachten, den Speicherplatz der SD-Karte im Auge behalten und die Leute davon abhalten, das Stativ zu umarmen. Doch die Hoffnung auf gute Bilder lässt mich auch das durchstehen.

 

Das Gelernte richtig anwenden

 

Besonders schwierig sind die Aufnahmen am Abend. Der krasse Lichtwechsel von hell zu dunkel ist für so einen Anfänger wie mich recht schwierig im Bild einzufangen. Meine Erfahrungen vom heimischen Balkon waren eine Sache, die vielen Farben an der Nordsee eine ganz andere. Ich werde auf jeden Fall noch mehr Aufnahmen von der Dämmerung und vor allem vom Sonnenaufgang machen. Mit jeder Aufnahme lerne ich was dazu und kann die nächste wieder besser machen. Schöne Lernkurve also. 😉

Die Aufnahmen vom Katamaran der AG-Ems waren ein Zufallsprodukt. Ich war alleine auf der Überfahrt und hatte die Schnapsidee, dass es doch hervorragend klappen würde, ein Stativ auf einem wackligen Schiff aufzustellen. Das Wetter war gar nicht so gut. Es fing bereits in Emden an zu regnen und eine dicke Wolkendecke zog über dem Schiff auf.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, dass Stativ einigermaßen festzumachen, hat es gerade rechtzeitig zum Ablegen geklappt. Fun Fact: Ich hatte mir im Bahnhof in Emden beim Zeitschriftenladen Paketband (Bohntjeband) geschnorrt, um das Stativ festzubinden. Macht man doch so, oder?

Unter den strengen und teilweise verwirrten Blicken der anderen Fährgäste habe ich brav neben der Kamera gestanden und versucht, den Fahrtwind von dem Stativ abzuhalten. Hat einigermaßen geklappt anscheinend. Nach der Hälfte der Fahrt war die Speicherkarte voll, da musste ich kreativ werden, denn ich hatte nur eine weitere Karte mit. In Windeseile baute ich die Kamera und das Stativ auf.

Dieses Mal auf die Seite des Katamarans gerichtet. Auf der Seite, wo später auch die Insel zu sehen sein würde. Eine tolle Aufnahme, zumindest in meinem Kopf. Es zog eine weitere dicke Wolkendecke über uns auf und der Himmel verdunkelte sich. Alles umsonst, dachte ich.

 

Viel Zeit und viel Mühe

 

Auf der Insel probierte ich dann weitere Aufnahmen und verschiedene Motive aus. Ich habe mir die besten rausgesucht und meine alte Computer-Mühle richtig gequält. Alle Aufnahmen zusammen, die einzelnen Sequenzen und das fertige Video, brauchten 40 Stunden(!) zum Rendern. Definitiv mein neuer Rekord. Die Bearbeitungszeit der Bilder verschlang ebenfalls mehr als zehn Stunden.

Die Zeit und die Mühe haben sich aber in meinen Augen gelohnt. Die Bilder, die entstanden sind, haben es wirklich in sich. Jeder einzelne Ausschnitt hat ein breites Farbspektrum und jede Sekunde, die ich herausschneiden musste, tat mir in der Seele weh. Aber manchmal liegt die Würze in der Kürze, oder so ähnlich.

Ich hoffe euch gefällt das Endprodukt. Es ist zwar kein journalistischer Bericht oder eine Event-Berichterstattung. Strenggenommen ist der Mehrwert eines solchen Videos relativ gering, das brauch‘ mir keiner sagen. Manchmal darf Content aber auch einfach nur schön anzusehen sein. Ein bisschen Farbe in den grauen Alltag zaubern. Ein bisschen Urlaubsstimmung generieren. Vorfreude wecken. Von mir, für euch. Ich hoffe euch gefällt das Video.

 

Wenn ihr sogar mehr von solchen Aufnahmen sehen wollt, dann schreibt mir in den Kommentaren was ihr euch vorstellt. Wo soll ich mich aufstellen?

Ich bin sehr gespannt auf eure Wünsche und Anregungen!

2 Comments

  • 24. April 2016 at 8:56

    Mich interessiert tatsächlich noch wie viele Bilder du nun insgesamt geschossen hast.

  • Xone (Author)
    24. April 2016 at 10:18

    Steht im Text, Patrick 🙂

    „Fun Fact: Das vier Minuten lange Video besteht aus fast 6000 einzelnen Bildern.“

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