Die Woche auf Facebook

Was haben Mario Barth, die Mannequin-Challenge und Facebook-Reaktions-Videos gemeinsam? Alle sind Trends dieser Woche, die ihr vielleicht verpasst habt. Ich erkläre sie euch!

 

Ich starte eine neue Rubrik hier auf dem Blog. Die ganze Woche lebe ich quasi „in diesem Internet“. Dabei bekomme ich ganz schön viel mit und erlebe viele Trends aus erster Hand. Damit ihr top informiert seid, habe ich es mir nun zur Aufgabe gemacht, ein paar kleine virale Trends aufzunehmen und euch zu erklären.

 

Mannequin Challenge – die Kunst sich nicht zu bewegen

Den Anfang mache ich mit der Mannequin-Challenge. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein viraler Videotrend, der sich durch alle sozialen Medien zieht.  Vielleicht habt ihr schon so ein Video gesehen: Eine Kamerafahrt durch einen Raum, ein Gebäude oder auf offener Straße. In dem Video sieht man meistens Menschen, die sich nicht bewegen. Sie sehen aus wie kleine Mannequins bzw. Schaufensterpuppen.

Keiner blinzelt, keiner bewegt sich. Es sieht aus, als hätte jemand die Stopp-Taste gedrückt. Der Trend geht auf ein Video aus 2008 zurück. Dort hat eine New Yorker Improtheater-Gruppe ein Video im Grand Center Terminal gemacht. Geplant war das damals als Flashmob. Vor einem Jahr gab es außerdem ein Musikvideo von Burna Boy, in dem es ebenfalls um das Stillstehen geht.

Auch in Deutschland ein Trend

Ganz anders als beim Harlem Shake vor ein paar Jahren, wo es das Ziel war, möglichst cool auszurasten, soll sich bei dieser Challenge absolut niemand bewegen. Nicht einmal blinzeln ist erwünscht. Die Videos erinnern an coole CGI-Effekte aus Action-Filmen und die meisten, die ich gesehen habe, sind wirklich cool.

Wir haben auch ein paar deutsche Vertreter dieses viralen Trends. Einen meiner Lieblinge findet ihr unten. Culcha Candela hat in einem Sneaker-Shop ein kleines Video gedreht und es ist echt gut geworden. Wenn ihr „Mannequin Challenge“ auf YouTube eingebt, werdet ihr tausende Videos finden.

In den Videos wird sich meistens zu dem Song „Black Beatles“ von Rae Sremmurd nicht bewegt. Der dazugehörige Hashtag lautet: #MannequinChallenge. Eine Internetlegende besagt, dass eine Studentengruppe aus Florida im Oktober den Anfang machte. Es folgten jedenfalls eine Menge Videos von Stars, Sportlern und sogar Politikern wie Hillary Clinton.

Ich habe für euch einige meiner Lieblingsvideos rausgesucht:

https://youtu.be/fDNitCnCu-E

https://www.facebook.com/CulchaCandela/videos/10154688891158537/

https://www.youtube.com/watch?v=ptWWWqkpSj4

 

Mario Barths Journalistenpraktikum

Jeder kann von Mario Barth halten, was er will. Meinen Comedy-Geschmack hat er nie getroffen. Dass er zu den erfolgreichsten Komikern in Deutschland gehört, ist aber unbestreitbar. Barth hat es geschafft, Stadien zu füllen und verdient an dem Verkauf seiner DVDs und seinem Merch mit Sicherheit gutes Geld. Das sei ihm gegönnt, schließlich ist das auch harte Arbeit. Soweit so gut.

Nun hat Barth aber auch gerne mal einen ganz eigenen Auftrag. Er möchte die Menschen aufklären und hat dazu seit geraumer Zeit eine eigene Show: „Mario Barth deckt auf“. Auch darüber kann ich nicht viel Schlechtes sagen, schließlich habe ich nicht eine Folge seiner Sendung gesehen. Was ich aber gesehen habe, ist sein Facebookvideo, das er in New York gedreht hat.

In dem Video steht er vor dem Trump Tower und erzählt seinen Fans, dass es dort gar keine Demonstrationen geben würde. Auch Menschenmassen suchte er vergeblich und er erklärte auf Facebook, dass er vor wenigen Minuten noch in der „Welt“ und in der „Süddeutschen Zeitung“ etwas von Protesten gelesen haben will. Seine Fans sind begeistert und viele kommentieren mit „Lügenpresse!“ und sind dankbar, dass Mario Barth die Presse entlarvt.

 

Unwissenheit schützt vor Barth nicht

Was Mario Barth und seine Fans nicht wissen: Die Demo fand am Abend statt und nicht am Vormittag als Barth vor dem Tower stand. Über eine Millionen Menschen haben das Video gesehen, viele davon live. Sie sehen in Barth einen Aufklärer, der sich traut, der Presse die Stirn zu bieten. So ein Bullshit, sag ich.

Was er da gemacht hat, ist genau das, was die meisten Menschen heute der Presse vorwerfen: verzerrte Berichterstattung und eine Verbreitung von Unwahrheiten – für die breite Masse. Lügenbarth möchte man sagen. Aber der Komiker hat sich der Kritik gestellt, denn zwei Tage später gibt er wieder ein Live-Video bei Facebook zum Besten.

Als er da war, war keine Demo, sagt er. Also nur, als er da war. Lügenpresse und sowas, habe er ja nicht selber gesagt. Sondern die Fans in den Kommentaren. Von den Fans mit rechter Gesinnung möchte er sich auch distanzieren und würde auch anwaltlich dagegen vorgehen.  Seine Sendung heißt „Mario Barth unterwegs – hier spricht die Wahrheit“. Er würde überlegen, ob er eine neue Sendung macht, mit dem Namen „Mario live vor Ort.“

Barth sagte, er würde seit 15 Jahren von der Presse „auf die Fresse“ bekommen. Naja, das bekommt fast jeder, der in der Öffentlichkeit steht. Bei solchen Aktionen braucht er sich jedenfalls nicht wundern, wenn er negative Reaktionen aus den Pressehäusern bekommt. In Deutschland kämpfen gerade viele Verlage und Publikationen um ihren Ruf, da so viele Menschen glauben, dass die Presse „von oben diktiert bekommt, was sie sagen soll“.
Ich für meinen Teil bekomme von niemandem gesagt, was ich schreiben soll. Ich finde die Aktion dämlich und gefährlich. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sollten sich die Mühe machen und überlegen, bevor sie den Mund aufmachen. Kennste, kennste, kennste?

Hier das Video auf Facebook:

https://www.facebook.com/mario.barth/videos/1286065638111354/

 

Live-Video mit Daumen und Herzchen

Live-Videos mag Facebook besonders gern. Wenn wir uns ein so ein Video anschauen, „Gefällt Mir“ klicken oder es kommentieren, wird das Video vielen von unseren Freunden in der Timeline angezeigt. Das will Facebook so, damit diese Funktion gepusht wird und möglichst viele Menschen sie verwenden. Sowohl aktiv als auch passiv.

Viele Seitenbetreiber zögern aber noch und nur wenige gehen regelmäßig live. Vor ein paar Wochen haben viele Seiten eine vermeintliche Live-Berichterstattung aus dem Weltall gestreamt. Wie sich später herausstellte, war es ein zwei Jahres altes Video, das einfach gestreamt wurde und als Livevideo verkauft bzw. angepriesen wurde. Insgesamt wurden diese vermeintlichen Live-Videos über 30 Millionen Mal aufgerufen.

Ein neuer Trend mit den Live-Videos sind sogenannte „Reaktions-Videos“. In der Timeline sieht man das Thumbnail eines Live-Videos, meistens geht es um irgendwelche Votings. Für Variante A soll man „Gefällt mir“ klicken und für Variante B das Herzchen. Im Video ist dann ein Counter zu sehen und es wirkt so, als wäre das Ganze eine Live-Umfrage. In den allermeisten Fällen handelt es sich aber hierbei um vorher produzierte Videos, die nur den Anschein erwecken sollen, dass es sich um Live-Video handelt.

 

Facebook gefällt das gar nicht

Der Grund dafür ist einfach: Wie oben erwähnt, verbreitet Facebook Live-Videos besonders gerne und jeder Klick hilft der jeweiligen Seite. Die Reichweiten sind enorm und es tummeln sich auf einmal mehrere tausend Zuschauer auf so einem Video. Das Video selbst ist relativ einfach zu produzieren und der Wert einer solchen Reichweitenerhöhung ist beachtlich.

Ich persönlich bin genervt von solchen Videos. Es ist nichts anderes als Bauernfängerei. Viele sehen sofort, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Aber der unbeholfene Facebook-Nutzer nimmt das für bare Münze und kommentiert fleißig darunter. Was wiederrum für mehr Reichweite sorgt. Ein Teufelskreis.

Aber Achtung: Diese Videos verstoßen gegen die Richtlinien, an die sich Seitenbetreiber halten müssen.

In den Richtlinien steht, dass die Reaktionen (also die Buttons neben dem eigentlichen „Gefällt mir“) nicht für folgende Dinge benutzt werden dürfen: als Umfragemittel, als Messwerkzeug für das Ansehen eines Gegenstands oder einer Handlung, als Weg zur Beeinflussung von Live-Videos und alles, was über das eigentliche Zeigen von Reaktionen hinausgeht. So steht es in den „Brand Policies“ auf Facebook.

Facebook hat sich bereits in Foren dazu geäußert und verkündet, dass man gegen diese Videos vorgehen werde. Seitenbetreiber werden dann wahrscheinlich eine Verwarnung erhalten und bei Missachtung werden diese Seiten gesperrt. Ihr als Nutzer könnt nicht viel machen, außer diese Videos zu ignorieren. Abgesehen davon, dass man seine eigene Fans nicht verarschen sollte, ist dieses Live-Voting-Verfahren ausgelutscht und unnütz. Aber es gibt auch noch Leute die bei RTL Punkt 12 beim Telefonvoting mitmachen.

 

Das war mein erster Wochenrückblick. Schreibt mir gern in den Kommentaren, was euch gefallen hat, was ihr euch in Zukunft für Themen wünscht und gebt mir gerne Feedback in alle Richtungen. Der nächste Beitrag kommt dann Ende nächster Woche und auch dann werde ich euch wieder Spannendes „aus diesem Internet“ berichten können. 🙂

1 Comment

  • Dietmar Auerbach
    18. November 2016 at 21:42

    Also zu Mario Barth muss man eigentlich Halbmasten und Trauerbeflockung verordnen.
    Im Endeffekt ist es ein weiteres (trauriges) Kapitel Pseudo-Enthüllungsjournalismus. Nur das diesmal der Dilettantismus doch noch überboten werden konnte. Danken wir dem Gott der Einschaltqouten und dem Einheitsbrei, und natürlich den lukrativen Kontrakten und Werbeminuten, das wir das noch erleben durften.

    Auch wenn es sicher kein denkwürdiger Moment für den intellektuellen Teil der Republik war. Geld wird trotzdem ordentlich damit gemacht. Selbst aus Flops können diese Schlawiner über Auspressen der Sozialen Medien noch Reichweiten und Zusatztaler generieren. Oder eben wenigstens Talk in Town bleiben.

    Etwas ernüchternd und zugleich schockierend ist aber die Barth`sche Reaktion. „Rechte. Kennse wa! Wollan wia nüscht“ Ach ne? Um Quoten, Reichweiten oder Umsatz und Gewinn zu steigern darf man sie dissen und vorführen. Wenn man sie dann noch selbst mit Aluhüten anlockt, haut man denen noch auf die Finger und wirftse raus. Kennse ne!

    Ist Quatsch und ganz mieser Stil. Barth hatte noch nie meine Sympahie, halte ihn wie Metallica oder CR7 für komplett überbewertet und schlichtweg für dröge 08/15 Massenberieselung.
    Allerdings bekommt die Sache auch noch Kick: „Kollegen“ wie Michael Mittermaier scheinen not amused zu sein….stellt sich nur die Frage, ob es wahrhaftig nur ums Fremdschämen geht…oder ist das Neid?

    Leider sind die Barths und Pastewskas eben keine würdigen Nachfolger derer zu Krebse, Carrels oder Erhardts. Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn Barth irgendwann verkündet in die Fußstapfen Dieter Hildebrandts treten zu wollen……ich hoffe das ich dann schon verstorben sein darf.

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