Bomberjacke: Vom No-Go zum Must-Have

Vielen ist die US-Amerikanische Marke ein Begriff: Alpha Industries. Was steckt hinter dem Modelabel?

Der Modekonzern produzierte über ein halbes Jahrhundert Jacken und andere Kleidungsstücke für das US-Militär und genießt in Amerika einen glänzenden Ruf. Hierzulande geriet die Marke in Verruf, weil die rechte Szene Gefallen an dem Logo gefunden hatte. Doch inzwischen sind die Bomberjacken von Alpha Industries für viele Blogger und auch Fashionweek-Besucher ein Must-Have. In diesem Jahr darf eine Bomberjacke in keinem Kleiderschrank fehlen. Doch wie sind die Jacken von Alpha Industries eigentlich von einem No-Go zum Must-Have  geworden? Was es mit der Marke auf sich hat, habe ich mir einmal genauer angeschaut.

Im Jahr 1959 entstand aus drei Bekleidungsherstellern (Superior Tags Corporation, Rolen Sportswear und Dobbs Industries) die Marke Alpha Industries. Ein großer Auftrag des Verteidigungsministeriums der USA bescherte der jungen Firma damals volle Auftragsbücher. In dieser Zeit entstand die berühmte Bomberjacke MA-1. Diese Bomberjacke erfreut sich bis heute, fünfzig Jahre später, größter Beliebtheit. Fortan stattete die Marke vor allem die Air Force aus, was sich immer noch in den Logos und Patches bei fast jedem Kleidungsstück widerspiegelt.

Alpha Industries profitierte weiter vom Kriegstreiben des letzten Jahrhunderts: Gerade der Vietnamkrieg und der nicht enden wollende Kalte Krieg half der Marke, immer weiter zu wachsen. Als Ausrüster einer Armee ist das nicht mal verwerflich, so funktioniert halt die Wirtschaft. Des einen Leid und so. Zum Glück hat jeder Krieg von damals ein Ende gefunden.

Alpha Industries entschließt sich 1982, nach dem Tod eines der Gründer, Samuel Gelber, erstmals seine Kleidungsstücke für Zivilisten freizugeben. Der begehrte coole Look eines Army-Piloten, waschecht mit Jacke und dazu passender Fliegerbrille, schmückte bald die Straßen auf der ganzen Welt. Alpha Industries breitete sich in anderen Länder aus. In Deutschland ist die Alpha Industries GmbH & Co. KG in Neu-Isenburg ansässig.

Doch auch heute hat das aus Knoxville stammende  Unternehmen Aufträge von Militärs aus der ganzen Welt. Darunter finden sich Länder wie Argentinien, Australien, Belgien, Chile, Equador, Niederlande, Jordanien, Neu Guinea, Saudi Arabien, Singapur, Taiwan und Uruguay. Ein Global Player also. Wie kam es also dazu, dass sich rechte Hinterwäldler der Marke annahmen und den Ruf, gerade hier in Deutschland, nachhaltig schädigen konnten?

 

Ist Alpha Industries eine Nazi Marke?

Wenn jemand heute bei Google „Alpha Industries rechts“ bei Google eingibt, werden mehr als 50.000 Seiten ausgespuckt. Eine Vielzahl an Seiten führt noch immer das Label auf, wenn es um Kleidungsmarken rechter Gruppen geht. Die genaue Geschichte, wie Alpha Industries zum Ausrüster rechter Idioten wurde, gibt es nicht – lediglich Erklärungsversuche. Zum einen ist als Bomberjacken-Hersteller die Nähe zum Militär gegeben und zum anderen erinnert das gezackte Logo der Amerikaner an das verbotene Logo der SA, der Sturmtruppe Hitlers.

Anfangs schien sich keine der rechten Gruppierungen daran zu stören, dass das Unternehmen aus den USA stammte. Doch irgendwann sprach sich das rum und die rechten modebewussten Vollidioten waren dann doch nicht mehr so ein großer Fan. Mittlerweile, so heißt es auf Internetseiten, die gegen rechte Gruppierungen aufklären wollen, kleide sich der heutige Anhänger nationalsozialistischen Gedankenguts eher unauffällig. Zwar finden sich die Bomberjacke noch immer in den einschlägigen Shops für rechte Mode, aber es scheint dort einen Rückgang zu geben.

Eine andere Gruppierung beanspruchte kurzer Zeit später die Marke mit dem großen A im Logo: Bushido samt Anhang. Er war eine Zeit lang fast ausschließlich in den auffälligen Jacken zu sehen. So kam es auch, dass seine nicht gerade kleine Anhängerschaft bis heute auf die dicke Militärmode schwört. Auch andere Rapper zeigen sich gerne in der Armykluft und so hat es die Militärmarke in den hart umkämpften HipHop-Mode-Markt geschafft. Was nicht unbedingt nur gute Seiten hat.

 

Verliebt in ein Kleidungsstück

Alpha Industries war für mich persönlich eine Marke, mit der ich mich nicht identifizieren konnte. Ich habe sie immer wieder wahrgenommen, auf der Straße, in den Läden und im Internet. Die zum Teil aufwendig gestalteten Jacken sind auch nach wie vor ein Eyecatcher. Ich hätte mir jedoch nie eine dieser Jacken zugelegt. Man kennt das, es gibt einfach Marken die möchte man einfach nicht tragen. Wie engstirnig eigentlich.

So war ich ganz schön überrascht, als ich in einem Laden auf der schönen Insel Borkum eine Jacke entdeckt habe, die ich direkt in mein Herz geschlossen habe. Das kennt man auch, die Liebe auf den ersten Blick mit einem Kleidungsstück. Wie tussig eigentlich.

Dabei ist Alpha Industries in den sozialen Netzwerken in aller Munde – und zwar im positiven Sinne: Die Marke hat über 70.000 Follower auf Instagram und die Jacken finden sich auf vielen Modeblogs wieder. Auf Facebook gibt sich der Militärausrüster eher als Hipstermarke und sammelt fleißig Likes mit coolen Bildchen von Starbuckskaffee schlürfenden Männermodels. Rein gar nichts erinnert an Militär oder an irgendwelche Gruppierungen. Alpha Industries scheint einen hohen Aufwand zu betreiben, ihre Kleidung der jungen Zielgruppe schmackhaft zu machen. Mit Erfolg. Die Jacken, Shirts und sogar die Gürtel treffen genau den Zahn der Zeit.

Die genaue Bezeichnung meiner neuen Textilromanze heißt übrigens „Club Jacket – Rep. Blue/Bone“ und erinnert beim Tragen eher an einen Windbreaker. Das schöne Stück besteht komplett aus Nylon, das verwendete Material und die Fäden sind reine Kunstfasern. An Taschen mangelt es der leichten Jacke ebenfalls nicht: Vorne sind vier große Taschen mit festen roten Knöpfen angebracht und bietet Platz für die üblichen Accessoires eines urbanen Kampfpiloten. Fliegerbrille, Schreibmaterialen und einen Flachmann. So stelle ich mir das jedenfalls vor.

Am linken Ärmel befindet sich ein großer Aufnäher, der ebenfalls viel Stauraum bietet. Neben Stiftfächern mit kleinen Schutzkapseln drin (für Schussel wie mich) gibt es auch noch einen „Remove Before Flight“-Anhänger. Der nervt anfangs noch ein wenig, da das Herumgeflatter doch irritiert, aber man gewöhnt sich relativ schnell an so ein schönes Gimmick. Irgendwie sieht es ja doch ganz cool aus. Im Nacken befindet sich ein Reißverschluss. Den genauen Grund und der Verwendungszweck sind mir jedoch schleierhaft. Cool finde ich es irgendwie trotzdem.

Die Jacke wird ab jetzt mein treuer Begleiter in der noch frischen Frühlingszeit. Meine anfängliche Distanz zu der Marke habe ich verloren. Generell sollte jemand eine Marke nicht immer gleich zu sehr verteufeln. Heutzutage geht es viel zu sehr um das Image eines Kleidungsstücks, als das eigentliche Aussehen. Jedenfalls gewinne ich immer mehr den Eindruck. Nur weil mir eine Klamotte eines gewissen Herstellers gefällt, muss ich mir doch nicht gleich deren Firmenphilosophie auf die Waden tätowieren lassen. Dein eigener Stil entscheidet wie cool ein Kleidungsstück ist!

Ich bin gespannt, ob Alpha Industries weiter so coole Teile präsentiert und vielleicht ist das nicht das letzte Teil das in meinen Schrank wandert. Die Jacke jedenfalls gebe ich nicht wieder her.

 

Die Jacke findet ihr übrigens u.a. in folgenden Online-Shops:

Lifelike

Amazon

Alpha Industries

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